Surf-Instructor Ausbildung im Test

Zweite Woche – Erster Test!

Auch in der zweiten Woche fällt das Aufstehen nicht leichter. Vorallem, wenn es noch halbdunkel und kalt ist. Garniert mit Nieselregen wird es sogar noch ungemütlicher. Und dann wird am Wochenende auch noch ein freier Tag an eine Lifesaver-Prüfung geopfert…
Warum trotzdem die Stimmung in der Akademie nicht umschlägt? Weil sich schon längst alle dem verrückten Surfleben verschworen haben!

Ein Glück, dass ich über das Wochenende ein wenig meinen Muskelkater losgeworden bin um ihn dann frohlockend am ersten Tag der neuen Woche begrüssen zu dürfen. Wenn man glaubt, dass die erste Woche hart war, dann sollte man erstmal einen Blick auf die zweite Woche werfen. Das Wetter und das Meer waren leider nicht immer auf der Surferseite, aber dafür durften sich unsere Herzen an zahlreichen anderen Aktivitäten erfreuen. Seht einfach selbst:

Montag 09.00 am Yoga  
  09.30 am Surfen (an einem anderen Strand)
  03.00 pm Fitness (Zirkeltraining)
Dienstag 07.00 am Yoga  
  07.30 am Surfen (reine Paddel-Stunde)
  11.00 am Theorie (Thema: Wellenentstehung)
Mittwoch 08.00 am Yoga  
  08.30 am Surfen (Kajak-Paddeln)
  03.00 pm Fitness (Beep-Test)
Donnerstag 07.00 am Yoga  
  07.30 am Surfen  
  03.00 pm Theorie (Thema: Wetterkunde)
Freitag 07.00 am Yoga  
  07.30 am Surfen (an einem anderen Strand)
  01.00 pm Fitness (Joggen – Stretchen – Joggen)
Samstag 08.00 am Erste Hilfe  

Freitagabend wurde zufällig auf dem Stundenplan der kleine Punkt “08.00 am – Academy – First Aid” entdeckt. Obwohl wir eigentlich das Wochenende frei haben, gab es wenig “Gemotze” und auch wenn es uns nicht leicht fiel, standen wir am nächsten Morgen früh auf. Dauert ja bestimmt nur 1 bis 2 Stunden, dann können wir uns wieder zurück ins Bett kuscheln.. dachten wir!
Der uralte, australische maulwurf-ähnliche Lehrer, der uns begrüßte, belehrte uns gleich eines Besseren: Den ganzen lieben langen Samstag werden wir mit ihm verbringen! Na super.. adieu, geliebter fauler Samstag. Unlust kam auf und einige Seufzer gesellten sich zu den morgendlichen Kookaburra-Gesängen. Als wir dann aber noch erfuhren, dass es nicht nur normaler Unterricht war, sondern auch gleich eine Prüfung ist, ging auch das letzte Stückchen Lust flöten.
Wir haben doch gerade erst die zweite Akademie-Woche hinter uns und auch wenn wir schon ziemlich viel Sport gemacht haben, sind wir doch noch nicht fit genug für sowas!

Die Theorie© Foto: Linda Aulbach

Ein bisschen Beruhigung habe ich in den Reaktionen meiner Freunde gefunden: Nicht nur ich war aufgeregt und fand das Ganze voreilig und unfair. Bevor wir uns aber genauere Gedanken machen konnten, fing die Theorie an. Und die war nicht ohne – ganz abgesehen davon, dass ich 50% der Wörter noch nie gehört oder gesehen habe, waren die Themen wirklich keine leichte Kost. Von Spinnenbissen und Quallenstichen über Knochenbrüche bis hin zu inneren Verletzungen und Herzinfarkten, jetzt sollte ich alle retten können.
Diese 8 Theoriestunden waren die längsten meines bisherigen australischen Lebens, aber trotzdem muss man sagen, dass es garnicht so uninteressant ist. Und die theoretische Prüfung ist mit ein bisschen Hilfe vom Banknachbarn (psssst!) sogar machbar.

Da der erste Test erfolgreich war, ging es nachmittags recht siegessicher ins städtische Schwimmbad, um dort ein Teil der Praxis abzulegen: 500 Meter schwimmen. Sollte für uns eigentlich kein Problem sein. Bei so viel Zeit, die wir in den letzten Wochen im Wasser verbracht haben, ist es sowieso ein Wunder, dass uns noch keine Schwimmhäute gewachsen sind.
Die Zuversicht schlug jedoch leider sofort in Hoffnungslosigkeit um, als wir das Zeitlimit erfuhren: 10 Minuten! 20 Bahnen! Das sind 30 Sekunden für eine Bahn! Nicht nachdenken, schwimmen, schwimmen, schwimmen..
Meine ersten Bahnen waren von Konzentration und gedanklichem Motivationsgeschrei geprägt, aber irgendwann schaltete sich alles aus und mein Körper arbeitete sich automatisch von Beckenrand zu Beckenrand. Ich hatte kein Zeitgefühl und auch nicht die geringste Ahnung, wie viele Meter ich noch vor mir hatte. Das einzige, was zählte, war die Stimme vom Maulwurf-Australier, die mich aber erst nach einer gefühlten Ewigkeit mit einem dunklen “das reicht, Linda” aus meiner Schwimm-Trance geholt hat.
Hat das gereicht? Ich habe mein Bestes gegeben, aber war trotzdem eine der letzten, die aus dem Wasser gestiegen ist. Bin ich unter zehn Minuten gekommen? Habe ich zwanzig Bahnen beendet?

First Aid Kurs© Foto: Linda Aulbach

Jeder wurde im Ungewissen gelassen und so ging es ahnungslos und völlig erschöpft mit dem Kleinbus zurück zum Camp, wo uns die letzten beiden Praxis-Teile bevorstanden: Ocean Mission und Wasserrettung.
Es ging somit schon wieder ins Wasser, die Aufgabe diesmal: Schwimmen – Laufen – Paddeln – Laufen, jeweils 500 Meter. Danach in Zweier-Gruppen verschiedene Rettungstechniken vorführen. Auch wenn mir absolut nicht mehr nach Bewegung zu mute war, wurde ich von meinen Mitstreitern aufgemuntert und so machten wir uns gemeinsam auf in den Kampf.
Da es diesmal nur darum ging, alles an einem Stück zu schaffen und wir kein Zeitlimit hatten, war die Atmosphäre sehr viel lockerer. Es wurde einander geholfen, gegenseitig angefeuert und miteinander gelacht. Am Ende habe ich ganz vergessen, dass es eine Prüfung war!
Gut gelaunt und zufrieden stiegen wir aus dem Wasser und erfuhren unsere Ergebnisse: eine Hälfte hat bestanden, eine Hälfte nicht. Die schlechte Nachricht: Ich bin bei den letzteren dabei. Die gute Nachricht: Es ist nicht so schlimm. In ein paar Wochen haben wir noch einmal die Chance, die Schimmbad-Aufgabe zu bewältigen. Glück gehabt.

Aber auch wenn diese Woche noch so schwierig und anstrengend war, die Lust an dieser Ausbildung habe ich bei weitem nicht verloren. Gerade die Tatsache, dass es ein harter Weg sein wird, macht es verlockend. Es ist nicht einfach etwas, das man bezahlt und nach ein paar Wochen Schwarz auf Weiß erhält. Es ist etwas, das man sich hart erarbeiten muss und das man am Ende nicht nur im Kopf sondern vorallem auch im Herzen hat. Mit jedem Tag tauche ich mehr und mehr in die Welt der Surfer ein und jeden Tag wächst die Lust auf mehr. Und in ein paar Tagen bekommen wir sogar “mehr” – wir fahren für ein paar Tage an die Gold Coast um den Quiksilver Pro Contest anzuschauen! Wuuuuhuuu :-)

Übrigens werde ich demnächst unseren Surflehrer einem Interview unterziehen. Falls euch eine Frage unter den Fingernägeln brennt, nehmt die Tastatur als Feuerlöscher und lasst sie mir zukommen – die Antwort erfahrt ihr dann in der kommenden Woche! Auch werde ich euch einen Teil meiner Akademiefamilie vorstellen. Ihr könnt euch also genauso sehr auf die nächste Woche freuen wie ich es tue!

Bis dann


© Fotos: Linda Aulbach

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Linda Aulbach

G'day! Ich bin eine 18-Jährige Bayerin und halte mich seit August 2011 in Australien auf. Neben Wakeboarden, Windsurfen und Snowboarden darf ich jetzt dank Reisebine auch das Reich des Surfens erkunden! Und euch lass' ich natürlich durch wöchentliche Artikel daran teilhaben :-) Kritik und Lob sind herzlich willkommen! Ride on!

10 Kommentare

  • Find’s schön geschrieben…Macht wirklich Spaß deine Berichte zu lesen…Zumal ich auch mit dem Gedanken spiele das in Australien zu machen…Wenn es denn mit der Kohle reicht ^^

  • Ich hab mal eine generelle Frage.. wenn ich dieses Ausbildung erfolgreich abgeschlossen hab kann ich theoretisch überall auf der Welt als Surflehrer arbeiten, oder? Also die wird überall anerkannt? Weil i-wie bin ich mir da noch unsicher, da sonst bei so Surflehrerausbildungen doch immer jahrelange surferfahrung und so was voraussetzung sind..
    Wär cool wenn du antworten könntest und deine Berichte sind übrigens richtig gut, macht Spaß sie zu lesen. :)
    Liebe Grüße Anna :)

    • Hey Anna!
      Ja, man kann auf der ganzen Welt danach als Surfinstructor arbeiten. Nach den 3 Monaten bekommst du folgende Zertifikate: International recognized Level 1 Surfinstructor, Senior First Aid, Ocean Safety Surf Coach Award APOLA, Advanced Resuscitation, Work with Children.
      Und man kriegt sogar am Ende ca. 20 Stunden Arbeitserfahrung.

      Danke für das Lob :-) Freu dich auf die nächsten Artikel, die werden noch spannender!
      Sonnige Grüße,
      Linda

  • Hi Linda !
    Wirklich ein toller Bericht ! Da wird die Vorfreude gleich noch größer :-)

    Auf der Website des Surfcamp steht
    “Equipment- All equipment provided (we recommend purchasing your own wetsuit)”.
    Heißt das, sie verkaufen dort auch Wetsuits oder sollte man schon einen besitzen, wenn man ankommt ?

    Und noch eine Surffrage : Habt ihr dort mehr ‘linke’ oder ‘rechte’ Wellen ?

    Grüße nach Australien
    Sarah

    • Hey Sarah!
      Dankeschön(: Heißt das, dass du auch bald die Ausbildung machst? Wann fängst du an? Ooooh du kannst dich freuen, glaub mir ;)

      “We recommend purchasing your own wetsuit”, daher du musst keinen haben, wenn man ankommt, aber es wird empfohlen. Hier gibt es viele kurze und lange Wetsuits, also du bist eigentlich versorgt. Es ist halt einfach angenehmer, wenn du deinen eigenen hast.. aber man kann ja selber entscheiden, was man möchte.

      Die Wellen sind jeden Tag anders – es kommt auf die Strömung, auf die Gezeiten und auf den Wind drauf an (lernt man alles in den Theorie-Stunden). Noch dazu sind wir nicht immer an einem Fleck… also du kommst auf jeden Fall auf deine Kosten!

      Liebe Grüße ins kalte Deutschland,
      Linda

      • Ja, ich fange im September an :) Freu mich schon total !

        Danke für deine schnelle Antwort und Grüße aus dem schon fast frühlingshaften Berlin
        Sarah

  • Hey Linda,
    ich hab mich jetzt auch für den Instructor course angemeldet, jedoch habe ich ein bischen schiss was das englisch angeht. Ich mache den Kurs direkt zu Beginn meiner Australienzeit und kenne sozusagen nur das “Schulenglisch”. Ist das ausreichend? Also auch für die Theorieprüfungen und so?
    Ganz liebe Grüße und wär cool wenn du antwortest!
    Anna :)

    • Hey Anna,
      freut mich, dass du dich dafür entschieden hast. Wann geht es denn für dich los? Also ich konnte auch nicht perfekt Englisch, aber da du im Camp 10 Liegestützen machen musst, wenn man dich deutsch reden hört, lernst du sehr schnell dazu ;-) Nimm dir auf jeden Fall ein Wörterbuch mit, damit du die Blätter, die du in Theorie bekommst, übersetzen und verstehen kannst. Und scheu dich nicht davor die Leute zu fragen, ob sie dir dieses oder jenes Wort erklären können! Sie beißen nicht!
      Liebe Grüße,
      Linda

  • Hey Linda,
    Danke für die schnelle Antwort. Für mich gehts am 23. September nach Australien.. DAnn bleib ich ne Zeit lang in Brisbane und mache ab November den Kurs im Camp. Ich freue mich shcon rießig!! Was machst du eigtl im Moment? Arbeitest du auch i-wo als Surflehrerin? Und einen eigenen Neo soll man wenn möglich auch mitbringen oder? Welche Dicke braucht der denn? Ach und noch eine letzte Frage: wird man auch zum lifeguard ausgebildet? Die Surflehrer die ich kenne haben mir erzählt, dass die lifeguard- Ausbildung total hart ist und dass man die natürlich braucht um surflehrer zu werden.. aber in deinen Berichten steht “nur” was über einen erste Hilfetest und die Schwimmprüfung? mehr braucht man nicht? Sorry, ich frag viel zu viel. :D Aber ich bin einfach schon viel zu neugierig und freue mich so drauf.
    LIebe Grüße
    Anna

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