Surf-Instructor Ausbildung im Test

Von Wind, Wetter und Krankheit

Drei Tage lang ging es gut. Trotz starkem Wind und leichter Erkältung schmiss ich mich in die Fluten und liebte die Tatsache, dass ich mittlerweile sagen kann: “Ja, ich kann surfen!”. Drei Tage lang ging es gut, dann kapitulierte mein Körper und anstatt Wellen zähmen hieß es plötzlich nur noch Bett hüten.

Auch wenn die Bedingungen für einen guten Surf am Mittwoch wirklich nicht gut waren, ließen wir uns nicht unterkriegen, schnappten uns die Surfboards und machten uns auf den Weg zum Meer.
Während sich einige noch aufwärmten und andere schon dabei waren, ins Wasser zu laufen, klettete ich das Legrope ans Bein und ließ die Atmosphäre auf mich wirken. Obwohl es später als sonst war, war es noch halbdunkel, schwere dunkle Regenwolken hingen tief über uns und der Wind blies all die Schönheit und Romantik aus den Palmen. Der Sand wirbelte umher , die Wellen brachen in einem Ton, der eher gefährlich als einladend wirkte und das beißende Pfeifen des Windes ersetzte den fröhlich-nervigen Gesang der Kookaburras.
Kein guter Morgen.
Aber wie auch immer, let’s go surfing!  Schon allein das Rauspaddeln war viel schwerer als sonst. Mir kam es vor, als wäre der Ozean wütend und würde all seine Kraft hier in unserer Bucht entladen.
Irgendwann hatte ich ihn besiegt und saß völlig erschöpft hinter den brechenden Wellen. Da nass-im-Wind-warten nicht so gut für eine Erkältung ist, versuchte ich es mit einigen kleinen Wellen, die sich aber als große herausstellten und mich ordentlich durchspülten – schlecht für mich, jedoch gut für die Nase, die war danach nämlich wieder frei ;-)
Nach einer Weile gab ich mich geschlagen, die guten und surfbaren Wellen kamen nur alle 10 Minuten und während man da sitzt, friert und trocknet, vergeht die Lust, gleich noch mal loszupaddeln, zu surfen und wieder nass zu werden. Doch sobald diese Welle dann kam, war die Wartezeit vergessen und es war es wert, es war wunderschön und es tat so gut – ja, ich rede vom Surfen im Nieselregen, bei Wind und im Halbdunkeln!

© Foto: Linda Aulbach

Ob es das wirklich wert war, bezweifle ich jetzt, eine gute Woche später. Am Mittwochnachmittag war nämlich aus die Maus, Ende Gelände und was man alles so sagt. Ich wurde krank, richtig krank.
Bis Sonntag blieb ich im Bett, wurde liebevollst und fürsorglichst von allen Akademie-Familienmitgliedern versorgt und wenn sie alle Deutsch lesen könnten, würde ich hier eine große Danksagung schreiben. Selbst mitten in der Nacht dauerte es keine zwei Sekunden, bis jemand bei mir war und tagsüber war ständig jemand zur Stelle, um mir in jeder Lage zu helfen. Auch die Campleute waren sehr hilfsbereit, der Koch erfüllte meine Extrawünsche, die Wäscherei stattete mich mit extra Bettwäsche aus, mein Surflehrer brachte mir Medikamente und die Rezeption bot mir ein Einzelzimmer an, was ich aber nicht angenommen habe. Es geht hiermit ein super super riesiger Pluspunkt auf die Bewertungsskala des Camps!

Trotz all dieser liebevollen Pflege ging es mir von Tag zu Tag schlechter. Am Sonntag war es dann so weit, dass ich ins 60 km (und die Strasse war voller Schlaglöcher!!) entfernte Krankenhaus musste. Dort hing man mich an den Tropf und so kam langsam wieder ein Stück Leben in meinen Körper.
Ich war schon wieder ganz zuversichtlich, doch dann kam die Diagnose: Pfeiffersches Drüsenfieber mit starker Mandelentzündung, Erkältung und angegriffener Leber. Alle Wörter, die mir als Kommentar hierzu einfallen, sind nicht jugendfrei…

Einen Tag später verließ ich das Camp, da ich niemanden dort anstecken wollte und sowieso keine Surfbretter oder Neoprenanzüge sehen will, wenn ich nicht surfen kann. Nun befinde ich mich in Genesungshaft und werde von meiner Familie, die glücklicherweise in Australien wohnt, aufgepäppelt.

Ich verspreche euch, ich setze alles daran, schnell wieder gesund zu werden, um das Camp fortzusetzen und dann gibt es wieder fröhlichere Artikel!

Bis dahin liebe Grüsse, eure Linda mit dicken Mandeln, Fieber und Surfsehnsucht.


© Fotos: Linda Aulbach

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Linda Aulbach

G'day! Ich bin eine 18-Jährige Bayerin und halte mich seit August 2011 in Australien auf. Neben Wakeboarden, Windsurfen und Snowboarden darf ich jetzt dank Reisebine auch das Reich des Surfens erkunden! Und euch lass' ich natürlich durch wöchentliche Artikel daran teilhaben :-) Kritik und Lob sind herzlich willkommen! Ride on!

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