Nach mehreren Vorfällen von sexueller Belästigung auf Flügen bereitet Air India sich auf die Einführung von „Women only“ Sitzreihen vor.
Erst im Dezember passierte es schon wieder: Eine Frau auf einem Air India-Flug von Indien in die USA wurde von einem Mann sexuell belästigt.
Der Mann, der eigentlich Passagier der Business Class war, wechselte seinen Sitzplatz, um neben einer Frau in der Economy Class zu sitzen. Er wartete, bis sie eingeschlafen war – dann begann er, sie anzufassen.
Nur wenige Wochen später wurde ein anderer Mann festgenommen, nachdem eine Stewardess angegeben hatte, dass er sie auf einem Flug von Oman nach Delhi belästigt hatte.
Als Reaktion nicht nur auf diese, sondern auch viele weitere Vorfälle, hat Air India jetzt als eine der weltweit ersten Airlines beschlossen, sechs Sitze im Flugzeug nur für Frauen zu reservieren. Auf Inlandsflügen in Indien gibt es die „Women only“ Sitze ab dem 18. Januar; ob sie auch auf internationalen Flügen eingeführt werden, ist derzeit noch unklar.
Außerdem werden auf Flügen zukünftig Handschellen aus Plastik mitgeführt werden, um außer Kontrolle geratene Passagiere zu bändigen.
Es ist nicht ungewöhnlich in Indien, dass Frauen und Männer getrennt reisen. Doch in diesem Falle provozierte die Reservierung eines Bereiches für Frauen auch kritische Stimmen.
Im Flugzeug zu reisen, sei auch für alleinreisende Frauen nicht gefährlich. Die Crew sei authorisiert, auf unsittliches Verhalten seitens männlicher Mitreisender entsprechend zu reagieren, so der ehemalige Geschäftsführer der Airline.
Ob der Bereich für Frauen wirklich notwendig ist, sei also dahingestellt – und ob er hilft, erst recht. Die Intention, Frauen zu beschützen, ist zwar eine noble (und gerade in Indien, wo Frauenrechte noch immer Mangelware sind, eine notwendige), doch gibt es auch einige Stimmen, die Air India des Sexismus und der Opferbeschuldigung anklagen.
So sorgt man sich beispielsweise, dass zukünftig die Frauen, die keinen Sitz in der „Women only“ Abteilung gebucht haben und dann auf ihrem Flug belästigt wurden, selbst schuld seien. Der Druck, ein Ticket für einen Frauensitz zu ergattern, würde sich dann einreihen in die lange Liste der Dinge, die Frauen in Indien beachten müssen, um sich vor sexuellen Übergriffen zu schützen.
Und selbst wenn all die Maßnahmen helfen würden (was sie oftmals nicht tun), so beseitigen sie doch nur das Symptom und nicht die Ursache – die da der Glaubenssatz wäre, dass Frauen generell weniger wertvoll sind als Männer und ergo nicht das Recht auf körperliche Unversehrtheit und sexuelle Selbstbestimmung haben.
Quelle: news.com.au
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