Wenn du auf Reisen schon einmal in Hostels unterwegs warst, hast du das vielleicht auch erlebt: du willst nach einem anstrengenden Tag voller neuer Eindrücke friedlich einschlafen. Das Licht im Hostel ist schon aus, stickige Luft erfüllt das Zimmer und außer dem leisen Grunzen des einen obligatorischen Schnarchers ist im Achtbettzimmer nichts mehr zu hören … bis plötzlich das Nachbarbett fürchterlich zu quietschen beginnt.
Dein erster Impuls ist wahrscheinlich, dir die Kopfhörer in die Ohren zu schieben, dich demonstrativ umzudrehen und weiterzuschlafen. Aber sollte man bei Sex im Schlafsaal wirklich einfach weghören? Und was gibt es sonst für Alternativen, wenn man in der selben Lage ist und niemanden stören möchte?
Eine Betrachtung.
Stellen wir uns die obige Situation noch einmal vor. Du spürst die Müdigkeit schwer in den Gliedern und wolltest eigentlich früh aufstehen, um dir den Sonnenaufgang am Strand anzusehen. Aber an einschlafen ist jetzt nicht mehr zu denken, da dein Zimmergenosse sich dazu entschieden hat, ein bisschen Spaß zu haben.
Du könntest etwas sagen, willst aber sowohl dem Pärchen als auch dir selbst die Peinlichkeit ersparen und hoffst einfach, dass das Bett stabil bleibt. Angestrengt versuchst du, weiter wegzuhören und die Wut in dir zu ignorieren, denn du möchtest ja kein Spielverderber sein. Irgendwann schläfst du endlich ein – verpasst aber morgens den Sonnenaufgang.
Richtig? Falsch!
Sex im Schlafsaal überschreitet definitiv eine Grenze, bei der man nicht nur „Ja und Amen“ sagen sollte.
# Eine Frage von Respekt
Abgesehen davon, dass es die Zimmermitbewohner stört und es für alle Beteiligten super peinlich ist, wenn man andere beim Sex erwischt, ist das auch eine Frage von Respekt. In Hostels gilt eigentlich die ungeschriebene Regel: „Du kannst machen was du willst, solange du die andere Person und Kultur respektierst“. Schade nur, dass sich nicht alle daran halten.
Natürlich sind wir in der Weltgeschichte unterwegs, um das Leben zu genießen.
Gesetze, die zu Hause gelten, gelten jetzt nicht mehr. Wir wollen die jugendliche Leichtigkeit ausleben und neue Leute kennenlernen. Immer mehr Menschen sind auch allein unterwegs, und die Hemmschwelle ist in fremden Ländern deutlich gesenkt, weil uns ja eh niemand kennt.
Aber sobald der eigene Spaß den anderer Leute einschränkt, ist auch mal gut.
# Und wenn selbst mal Not am Mann ist?
Stellen wir uns jetzt mal das gegenteilige Szenario vor: du bist alleine unterwegs und hast in der Hostelküche beim Nudeln kochen jemanden kennengelernt, mit dem du auf einer Wellenlänge funkst. Ihr wollt die Nacht zusammen verbringen, aber dummerweise schlaft ihr beide im mehrbettigen Schlafsaal.
Mal ehrlich – denkst du im Eifer des Gefechts daran, dass ihr deine Zimmergenossen vermutlich stört? Wahrscheinlich nicht. Triebe gepaart mit einem ordentlichen Schluck vom Wein aus dem Tetrapack sind keine gute Mischung.
Aber wo soll man denn auch sonst hin?
Ganz einfach: in ein privates Hostelzimmer. Ist vielleicht nicht besonders erschwinglich, aber den Spaß (hoffentlich) wert und wesentlich sozialer als das Vergnügen im Schlafsaal. Und wenn man sich den Preis teilt, auch gar nicht so teuer.
In verschiedenen Foren, in denen Mitarbeiter in Hostels nach ihrer Meinung zu Sex im Dorm gefragt werden, bekommt man folgende Antwort:
Überall, nur bitte nicht im Schlafsaal oder in der Küche!
Dafür wären sie auch bereit, nachts um zwei noch ein Privatzimmer zu vergeben. Andere Alternativen sind übrigens eine abschließbare Einzeldusche oder der Wäscheraum. Aber da bitte auf Videoüberwachung achten!
Also: nein, bei Sex im Schlafsaal muss nicht einfach weggehört werden. Wenn es dich stört, hast du das gute Recht, deine Meinung kundzutun. Und wenn du selbst beteiligt bist, weißt du jetzt, wie du Konflikten aus dem Weg gehen und ein sozialer Mitbewohner sein kannst.
Steht dem Spaß ja eigentlich nichts mehr im Wege – aber bloß die Kondome nicht vergessen!
© Foto: Alexandra Gorn (Unsplash)
Eigentlich unternehmen Backpacker doch die ganze Aktion nur, um sich durch die Weltgeschichte zu vögeln. Die Leute, die den Sonnenaufgang sehen wollen, sind da eher Einzelfälle. Wenn eine Frau nicht mal eine Bleibe hat, wenn sie abends im Club auftaucht, lässt das doch gar keinen anderen Schluss zu, als dass sie von Anfang an geplant hat, sich abschleppen zu lassen, ganz gleich von wem.
Geht es denn in diesem Artikel nicht eher darum, wie man sich respektvoll in einem Schlafsaal verhält, den man sich mit anderen Menschen teilt als darum, ob man sich abschleppen lassen will oder nicht?