Australien Work & Travel

Entscheidung über Backpacker-Steuer mit Spannung erwartet

In Australien wird die nahende Entscheidung der Regierung über eine Änderung in der Steuerung von Backpacker vor allem seitens der Tourismus- und der Agrarindustrie mit Hochspannung erwartet. Der ursprüngliche Plan wird nach massiven Protesten derzeit noch immer ministerienübergreifend überarbeitet.

Der eigentliche Plan der Regierung sah vor, Backpacker mit Working Holiday Visum ab dem 1. Juli wie bisher mit 32,5 Prozent zu besteuern, ohne ihnen jedoch die Möglichkeit auf eine spätere Steuerrückerstattung einzuräumen.

Zudem sollte auch die Steuerfreibetragsgrenze von $18.000 wegfallen, sodass Backpacker ab dem ersten verdienten Dollar besteuert worden wären.

Dies hatte jedoch zu erheblichen Bedenken seitens der Industrie geführt, da mit einer solchen Regelung für die Zukunft Engpässe bei der Rekrutierung von Arbeitskräften und ein Rückgang von Bewerbern für das Working Holiday Visum befürchtet wurden.

Tourismusminister Richard Colbeck, der der Kommission zur Überarbeitung des Gesetzes vorsitzt, sagte, die Gespräche mit den Interessengruppen der Industrie seien bislang produktiv verlaufen.

Die Regierung wolle auch künftig einen starken Besucherstrom nach Australien sicherstellen, so Colbeck.

“Natürlich leisten sie (die Backpacker, M.T.) als Touristen einen Beitrag. Entweder arbeiten sie in landwirtschaftlichen Regionen oder im Tourismusbereich. Wir wollen gewährleisten, dass sowohl dem Tourismus als auch der Landwirtschaft in Zukunft genügend Arbeitskräfte zur Verfügung stehen”, zeigt der Tourismusminister Verständnis für die Sorgen der entsprechenden Branchen.

Genauso müsse es aber auch weiterhin ausreichend Jobs für Australier geben, dies sei ebenfalls Teil der Gespräche gewesen.

Führende Unternehmen sind skeptisch hinsichtlich der Prognose des Finanzministeriums, die neue Steuer würde dem Land innerhalb der nächsten drei Jahre $540 Millionen an Mehreinnahmen bescheren.

Chris Fullerton, Besitzer einer Ananasfarm an der Sunshine Coast, warnt davor, die Folgen einer Steuererhöhung auf die Ananasindustrie zu unterschätzen.

Auf seiner Farm bestünde die Hälfte aller Obstpflücker und -packer aus Gelegenheitsarbeitern, von denen wiederum 90 Prozent Backpacker seien.

Fullerton betonte, dass er zwar gerne Australier für sämtliche Arbeiten auf seiner Farm einstellen würde, die Realität aber anders aussehe.

“Viele Vermittlungsagenturen rufen uns regelmäßig an und vermitteln uns Arbeitskräfte, die dann einen halben Tag bei uns arbeiten und die wir danach nie wiedersehen oder die erst gar nicht auftauchen”, so Fullerton, der auch Vorsitzender des Ausschusses für Tropische Ananasse ist.

Die Backpacker seien hingegen zuverlässiger.

“Sie sind sehr arbeitswillig und haben ein klares Ziel. Sie bekommen die gleiche Bezahlung und haben die gleichen Ansprüche wie heimische Arbeitskräfte. Wir brauchen die Backpacker dringend, Abschreckungsmittel brauchen wir nicht”, spricht sich Fullerton klar gegen die Steuerpläne der Regierung aus.

Auch Backpacker halten wenig von einer erhöhten Besteuerung.

“Ich glaube, keiner würde mehr kommen wollen. Ein weiterer Punkt wäre höchstens, hier Englisch zu lernen, aber abgesehen davon würde ich mehr Geld in Europa verdienen. Was wäre also das Beste für mich?”, fragt sich der Franzose Guillaume Coulon, der auf der Ananasfarm von Fullerton arbeitet.

Wenn er ein Drittel seines Lohnes abgeben müsste, würde sich die Arbeit auf dem Feld nicht lohnen, ist sich der gelernte Sportlehrer sicher.

Colbeck will sich bezüglich einer Bekanntmachung des überarbeiteten Gesetzes nicht unter Druck setzen lassen.

“Wir befinden uns noch in internen staatlichen Prozessen. Ich habe aber immer gesagt, dass ich das Ergebnis so schnell wie möglich verkünden möchte und dabei bleibe ich auch”, so der Tourismusminister.

Das dürfte ganz im Sinne der zahlreichen Farmer sein, die möglichst bald Sicherheit darüber haben wollen, ob sie auch in den nächsten Jahren auf ausreichend Backpacker mit Working Holiday Visum zurückgreifen können, um alle ihre Stellen auf den Farmen zu besetzen.


Wir haben bereits mehrmals zum Thema berichtet:


Quelle: ABC
© Foto: Reisebine

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Matthias Toews

Wie unsere anderen Autoren ist auch Matthias gerne in der Welt unterwegs. Während eines achtmonatigen Work & Travel-Aufenthalts in Australien hat er die Ost- und die Südküste sowie das Outback bereist. Er kann sich gut vorstellen, mit seinem 2nd Year Visa nach Australien zurückzugehen, um auch noch die Westküste zu erkunden und damit seine persönliche Rundreise durch dieses einzigartige Land zu vollenden.

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