Die von der Labour Party eingeführte Regel, dass Bankkonten, die über einen Zeitraum von 3 Jahren nicht genutzt wurden, an den Staat fallen, wurde von der Liberal Party wieder auf 7 Jahre geändert.
In Australien galt etwa 50 Jahre lang das Gesetz, dass Bankkonten an die Regierung fallen, sofern sie innerhalb eines Zeitraumes von 7 Jahren nicht in Benutzung waren, also weder etwas eingezahlt noch abgehoben wurde.
2012 hatte die Labor Party unter Finanzminister Bill Shorten eine Änderung dieser Regel vorgenommen, sodass schon nach 3 Jahren der Nichtnutzung das Geld an den Staat ging. Steven Munchenberg, Generaldirektor der Australian Bankers Association, äußerte sich kritisch zu dieser Umstellung, denn sie bringe keinerlei Vorteile für die Verbraucher und sei vielmehr zur Aufbesserung der australischen Staatskasse gedacht.
Und tatsächlich: Die von Defiziten geplagte Staatskasse konnte sich daraufhin über einen enormen Zuwachs der Einnahmen freuen, nachdem sie innerhalb von 2 Jahren mehr als $550 Mio. erzielte. Zum Vergleich: In den 53 Jahren von 1959-2012 wurden unter der 7-Jahres-Regel insgesamt nur $330 Mio. durch diese Prozedur kassiert.
Die für die Umstellung verantwortliche Labor Party rechtfertigte ihr Vorgehen mit der für uns völlig unverständlichen Erklärung, dass dieses Reglement für die Verbraucher insofern von Vorteil sei, als dass ihr außer Acht gelassenes Geld nicht durch Inflation, Steuern und Gebühren allmählich über die Jahre schrumpfe und von den Banken “aufgefressen” werde, sondern aufgrund des Einzugs durch den Staat zum Allgemeinwohl beitrage.
Aber es kam, wie es kommen musste: Leidtragende waren natürlich die einzelnen Verbraucher, denen ihr Erspartes weggenommen wurde, angefangen von ein paar Cents bis hin zu höheren Summen von fast 2 Mio. Dollar. Zwar wiesen 90% der eingezogenen Konten einen Saldo von weniger als 5000 $ auf, aber für manch einen stellten das die gesamten, mühsam erarbeiteten Rücklagen dar. Die Situation wurde von den meisten Kontenbesitzern als sehr belastend empfunden, da viele Bankkonten als Notgroschen für schlechtere Zeiten gedacht waren. Zwar bestand die Möglichkeit, das kassierte Geld wieder zurück zu fordern, doch ging dem nicht selten ein bis zu einem halben Jahr andauernder Papierkrieg voraus.
So befanden sich viele Australier plötzlich unvorhergesehen in finanziellen Nöten. Hypotheken konnten nicht bezahlt werden, sodass es für die Betroffenen auch noch zu einer Erhöhung der Beitragsrate kam. Lang beabsichtigte Vorhaben konnten nicht realisiert werden, da der Zugriff auf das Geld verwehrt blieb. Auf den für die Enkel angelegten Sparbüchern prangte mit einem Mal eine große Null. Die Empörung war groß. Daher rührt auch der Name “Cash Grab”, was so viel wie “Geld an sich reißen” bedeutet.
“We have grandparents who put money aside for their grandkids’ future… and farmers who have set aside money for a rainy day, but it was transferred to the government.”
Steven Munchenberg
Ein weiteres Risiko stellte die Datensicherheit dar, weil die Australian Securities and Investment Commission (ASIC) dazu angehalten war, ein Amtsblatt zu erstellen, was sämtliche Kontenbesitzer mit vollem Namen, letztbekannter Adresse und der eingezogenen Summe listete.
Doch australische Verbraucher können seit März diesen Jahres wieder aufatmen: Noch unter der Regierung von Tony Abbott wurde von der Liberal Party verabschiedet, dass die Drei-Jahres-Regel kommendes Jahr widerrufen wird, sodass den Kontenbesitzern wie ehemals gehabt 7 Jahre bis zum Einzug durch den Statt verbleiben. Den Grund für die Revision nennt Finanzminister Josh Frydenberg:
“The former Government’s change not only imposed large costs and inconvenience on those Australians that had to wait up to six months to reclaim their money, but also left many Australians financially distressed and unable to access their funds when they most needed them.”
Eine weitere Neuerungen ist zudem, dass Konten von Kindern nicht mehr eingezogen werden. Auch ein Amtsblatt mit den sensiblen Daten wird es nicht mehr geben.
Dennoch tritt die Verwerfung der Drei-Jahres-Regel erst im Januar nächsten Jahres in Kraft. Falls ihr als ehemalige Urlauber oder Work and Traveller in Australien noch etwas Geld auf der Hohen Kante gelagert habt, was durchaus nicht unüblich ist, empfiehlt es sich zu schauen, wie lange eure letzte Kontoaktivität her ist, um einen eventuellen “Cash Grab” vor dem nächsten Jahr zu vermeiden.
© Foto: Eline Bakker
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